Fetischgeschichten sind ja immer ein bisschen strange, denn sie beschäftigen sich mit seltsamen Themen, die dem erotischen Normalo fremd und unheimlich vorkommen.
Auch Balduin ging es so, obwohl er sich regelmäßig auf Fetischseiten herumtrieb, denn – er gab es nur ungern zu, aber so war es nun einmal – er hatte einen Schuhfetisch. Genauer gesagt hatte er einen High Heels Fetisch, denn die dünnen Absätze an hohen Stöckelschuhen waren es vornehmlich, die ihn in Verzückung und mehr versetzten.
Balduin war Immobilienmakler und wenn er eine Frau in High Heels als Kundin hatte, musste er sich stark zusammenreißen, um nicht von der Vermittlung des Objekts abgelenkt zu werden. Es gab in seinem beruflichen Metier sehr viele Frauen in High Heels, weshalb sich das Geschäftliche oft als große Herausforderung erwies. Dennoch: Balduin war ein Profi in Sachen Verdrängung und niemand wusste von seiner Leidenschaft für Schuhe, Pumps und besonders für High Heels.
Sexy Schuhe mit hohen Absätzen betonen die Beine einer Frau und bringen ihre Hüften auf diese elegante Art zum Schwingen, die Balduin so sehr liebte. Stundenlang konnte er in einem Café sitzen und den Frauen in Stöckelschuhen zusehen, die an seinem Cafétisch vorbeiflanierten.
Hinter seiner dunklen Sonnenbrille, die für diese Großstadt durchaus auch in Innenräumen nicht unüblich war, versteckte er seinen Blick, der gierig die Beine jeder High Heels Trägerin verfolgte. Das Klack-Klack auf dem Marmorboden der Einkaufspassage, in der er gerade saß, faszinierte ihn obendrein, und er konnte diesen Klang bis tief in seine Lustgegend spüren, die dadurch zum Vibrieren gebracht wurde.
´Verzeihung, ist hier noch frei?´ Die roten Lack-Stilettos waren das Erste was er sah, bevor seine Augen an den Nylonbeinen hinaufwanderten, am Rocksaum ankamen und sich über den schlanken Bauch das T-Shirt hoch über die Brüste hinauf bis zum Hals in das umwerfende Lächeln tasteten. Sie legte den Kopf kokett schief, lächelte schamlos weiter und strich sich durch die dunklen Locken, die sanft ihre Wangen umspielten.
´Wenn nicht, würde ich Ihnen den Platz frei machen´, erwiderte Balduin und lächelte ebenfalls. Gerade genug, um ihr zu zeigen, wie wundervoll er sie fand, aber nicht zu viel, um sie nicht zu bedrängen. Er widmete sich scheinbar wieder seiner Zeitung, während sie sich setzte, die schlanken Beine übereinanderschlug und sofort einen ihrer roten Absatzpumps am Fuß baumeln ließ, während sie desinteressiert etwas in ihrer Handtasche suchte.
Um Himmels willen – sie war eine Dangling Queen! So nannte er die Frauen, die mit einer Leichtigkeit ihre High Heels am Fuß baumeln ließen, wippten und damit spielten, den Pumps wieder an den Fuß zogen, um ihn dann erneut behände wieder dangeln zu lassen. Diese Dangling Queens wussten nicht, was sie da taten und wie sehr dies einen Mann mit einem Schuhfetisch – wie ihn – aus der Fassung bringen konnte.
Vollkommen gebannt starrte er unter der Sonnenbrille auf ihren Fuß und konnte nicht damit aufhören, das Dangling Spiel zu beobachten, ihre Fußsohlen dabei kurz zu erhaschen und sich die warmen weichen Füße in den schönen Lackpumps vorzustellen, die er zu gern gerochen hätte. Faszinierend, mit welcher Unbekümmertheit sie ihre mörderhohen Stilettos beim Dangling spielen ließ. Es mussten bestimmt 14 cm Absatz sein. Zu gern hätte er sie gefragt. Zu gern hätte er ihre Schuhe lecken wollen. Zu gern hätte er noch viel mehr zwischen ihren Fetisch Schuhen tun wollen.
´Sie haben einen Schuhfetisch.´ Es war keine Frage. Es war ihre Feststellung. Er öffnete den Mund, aber nichts kam heraus, so verblüfft war er. Er hatte sich unbeobachtet geglaubt und überhaupt: Er hatte doch die Brille auf!
´Ich sehe ihre Augen hinter der Brille und ich kenne diesen innigen Blick, der sich nicht von meinen High Heels lösen kann. Sie gefallen ihnen.´
Damit ließ sie den einen Schuh vom Fuß rutschen und er fiel leise polternd zu Boden. In ihm regte sich die ganze Lust, als er ihren zarten Nylonfuß sah und den roten High Heel, der nun wie ein Opferlamm vor diesem Fuß lag. Alles, aber auch alles zog sich in ihm zusammen, wollte den Schuh aufheben, wollte ihn ihr anziehen, wollte ihre Schuhe lecken, küssen, streicheln….
´Tun Sie es´, sagte sie bestimmt, aber lächelnd. Er konnte doch nicht hier, vor allen Leuten….niemand wusste um seinen High Heels Fetisch. Würde es überhaupt jemand damit in Verbindung bringen? Wirr tobten die Gefühle in ihm.
´Tun Sie es.´ Sie sagte es wieder und nahm ihm die Zeitung aus der Hand, um darin zu blättern. Langsam bückte er sich, nahm den Lackschuh in die Hand, musste die zweite Hand dazu nehmen, um das Gefühl völlig auszukosten, diesen wundervollen Schuh mit seiner grandiosen Form und dem hohen dünnen Absatz möglichst intensiv zu spüren.
Dann streckte er behutsam die Hand nach ihrem Fuß aus, schaute die schön geformten Waden an und ein Schauer der Erregung durchfloss Balduin. In Zeitlupentempo setzte er den roten Pumps an, stülpte ihn von den Zehen bis zur Ferse über den sexy Frauenfuß mit den rot lackierten Zehennägeln, die verführerisch durch das Nylon schimmerten, und zog der fremden Frau den Schuh an.
Tief luftholend, denn er hatte den Atem angehalten, richtete er sich wieder auf, während sein Puls sich auf ein unerträgliches Maß beschleunigt hatte und er begann, unter seinem Jackett zu schwitzen. Noch nie hatte er so etwas öffentlich getan und selbst bei Frauen, mit denen er eine Beziehung gehabt hatte, offenbarte sich Balduin mit seinem Schuhfetisch niemals.
Dieses war seine erste wirkliche Fetischhandlung gewesen, denn die Frau an seinem Tisch wusste, was sie damit bei ihm auslöste. Seine Erregung war ihr klar, seine Lust für sie durchschaubar, seine Gier nach ihren Füßen hatte sie einkalkuliert. Er fühlte sich nackt, hilflos, erotisiert und wie ein Kaninchen vor der Schlange.
´War doch gar nicht so schwer´, lächelte sie amüsiert, schaute direkt auf seine Beule in der Hose, die er nicht verbergen konnte. Die fremde Frau in High Heels trank ihren Kaffee aus, stand auf – diese wahnsinnigen Beine und das Klack-Klack der Stöckelschuhe! – und legte im Weggehen ihre Visitenkarte auf den Tisch:
´Falls Sie einmal mehr erleben wollen.´
Er nahm die Karte und darauf stand: ´Dominastudio für Fetischlust´ und eine Telefonnummer.
Von Balduin